Anfang 2016 brachte EPIC Games, bekannt für seine Unreal Engine und Unreal Tournament, mit „Paragon“ seine Variante eines MOBA-Spiels auf dem Markt. Nun gab EPIC bekannt, dass man das Spiel einstellen wird und zum 26. April plane die Server abzuschalten. Gleichzeitig bietet man den Spielern eine Rückerstattung aller Transaktionen an.

Große Ziele verfolgt EPIC Games mit Paragon. Man wollte den Platzhirsch League of Legends angreifen und auch Spieler vom recht erfolgreichen SMITE zu sich locken. Doch nun ist man bei EPIC an einem Punkt angekommen, an dem man das Projekt Paragon als gescheitert erklären muss. Als man 2016 Paragon auf den Markt brachte war dies nicht das erste 3D MOBA. Aber es war das erste 3D MOBA was auch wirklich die dritte Dimension genutzt hat. Während man bei League of Legends aus der klassischen Strategie-Obendraufsicht spielt und SMITE nur eine 3rd Person Ansicht ohne Höhen und Tiefen bot, bewegte man sich bei Paragon durch alle drei Dimensionen. Hinzu kam der Fakt, dass EPIC für das Spiel seine neuste Engine, die Unreal Engine 4, genutzt hat. Das Spiel sah also auch phantastisch aus.
Und trotzdem kann man heute ein Resümee ziehen und sagen, EPIC hat Paragon enorm vor die Wand gefahren. Dem Studio, welches bisher nur auf die Entwicklung seiner Engine und darauf basierender Shooterspiele beschränkt war, fehlte schlichtweg die Erfahrung und die nötige Übersicht um ein derartiges MOBA-Projekt erfolgreich realisieren zu können. Zu oft hörte man auf die sogenannten „Weiner“ der Community, was zu fatalen Entscheidungen in Bezug auf Gameplay und Balancing führte. In der Hoffnung das Gameplay schneller zu machen, ersetzte man die große und sehr schön gestaltete Spielkarte aus der Betaversion durch eine kleinere Version, welche eher lieblos wirkte. Immer wieder gab es Eingriffe in die Spielmechanik. Hatte man Paragon ein paar Wochen nicht gespielt, so kam es einem beim erneuten Spielen vor, als wäre man in einem anderen Spiel gelandet. Der zwanghafte Versuch, so viele Spieler wie möglich anzusprechen und Paragon attraktiv für den eSport zu machen, wurde zum Verhängnis.
Ebenso wurde EPIC ein Opfer seiner eigenen Angst. Man hatte geradezu Panik, dass Cheater zu schrumpfenden Spielerzahlen führen würden. Dies resultierte in einer paranoiden Anti-Cheat-Politik bei der es nicht selten zu False-Positives (falsche Erkennung eines Cheatprogramms durch die Anti-Cheat-Software) kam. Wurde ein Spieler zu Unrecht des Cheatens beschuldigt und gebannt, so ließ man bei EPIC nicht mit sich reden. Die eigene Anti-Cheat-Software wurde als unfehlbar gesehen, obwohl jeder, der nur am Rande etwas mit Software zu tun hat, wissen dürfte, dass es unfehlbare Programme nicht gibt.

Nun zieht EPIC die Notbremse und stellt Paragon zum 26.04.2018 ein. Der Rückschlag für das Studio scheint so gewaltig zu sein, dass man wohl Bedenken hat, es sich mit bei seinen Kunden zu verderben. Deshalb ist man bereit den Spielern ihr Geld zurückzuzahlen. Wer Geld in das Spiel gesteckt hat, der kann hier eine Rückerstattung aller Transaktionen beantragen.

Wir konnten unsere Vision für Paragon leider nicht gut genug umsetzen. Trotz all der harten Arbeit des Teams haben wir euch enttäuscht, und das tut uns leid.

Um eure Enttäuschung etwas zu dämpfen, bietet Epic jedem Paragon-Spieler eine volle Rückerstattung jedes Kaufs auf jeder Plattform.

Eine komplette Rückerstattung für alle Spieler – die einer großangelegten Rückrufaktion gleicht – ist in der Gaming-Branche bisher eher selten der Fall gewesen. Ein Indikator dafür, dass hinter den Kulissen wohl einiges schief gegangen ist. Bleibt zu hoffen, dass EPIC Games aus seinen Fehlern gelernt hat.

Quelle: epicgames.com